Ultramarathon | Rodgau-Lauftreff

2014 – 15 Jahre RLT-Ultramarathon

Ein kleines Jubiläum am 25. Januar 2014 – Rück- und Ausblick von Wolfgang Junker, 1. Vorsitzender des RLT

Bei der Gründung des RLT im Jahre 1983 hatte niemand die Entwicklung des Vereins voraussehen können und die Aufgabe als Laufveranstalter eines internationalen Ultra-Laufes schon gar nicht. Nun stehen wir schon vor dem 15. Lauf. Das war für mich Anlass für eine kleine Bilanz. 

Millennium – Idee

In der allgemeinen Hektik und Hysterie um das Millennium bzw. den Übergang vom 20. in das 21. Jahrhundert am 31.12.1999 wurde die Idee erfahrener Ultraläufer aus den Reihen des RLT geboren, in dieser Situation einen positiven Akzent zum neuen Jahrtausend zu setzen und versuchsweise einen 50-km Ultramarathon zu veranstalten.

Auf der Suche nach einem geeigneten Termin blieb man nach Blick in die damals schon vollen Laufkalender am Januar hängen. Eine Entscheidung, die sich als richtig und äußerst resistent gegen die üblichen  Witterungsbedingungen im Januar erweisen sollte. 

Premiere mit Sturmtief Kerstin

Schon die erste Auflage bescherte bei noch sehr bescheidenen 86 Teilnehmern mit dem Sturmtief Kerstin orkanartigen Wind, heftigen Regen und Hagel. Trotzdem finishten immerhin 68 Teilnehmer, d.h. fast 80 % hielten durch. Für den RLT ein Beweis, dass er die richtige Läuferszene angesprochen hatte.

Gleichermaßen waren die Helfer gefordert. Total verfroren und teilweise durchnässt, im Freien sitzend und – damals noch – mit der Hand alle Runden und  Ergebnisse der Teilnehmer stoppend (erst ab der 3. Auflage hatten wir einen externen Zeitnehmer engagiert), war das ein echter Härtetest für alle Beteiligten. Der Vorstand rechnete bei der anschließenden Nachlese mit einem klaren: Das war`s. Nie mehr wieder! 

Doch die an alle Helfer gerichtete Frage: “Wollt ihr Euch das noch mal antun?” wurde mit einem einstimmigen „Ja“ beantwortet. Eine Frage, die auch die Ultra-Läufer schon im Folgejahr mit einem eindeutigen „Ja“ beantworteten, kamen doch fast doppelt so viel wie beim Start. Das Ultra Urgestein Harry Arndt war begeistert und sagte dem Lauf eine gute Zukunft voraus. Er sollte Recht behalten.

Das „ Rodgauer Wetter“ war dabei sprichwörtlich und für viele Läufer eine besondere Herausforderung. Als die Witterung bei weiteren Veranstaltungen manchmal fast frühlingshaft war, beschwerten sich viele Teilnehmer über das untypische Wetter. Doch der Januar bleibt sich in der Regel treu und so haben die Helfer und die Läufer gleichermaßen sehr oft mit Schnee und Eis zu kämpfen.

Status „ Kultlauf“?

Wie allgemein bekannt ist, hat das dem RLT-Ultramarathon bisher nicht geschadet. Aus dem kleinen Versuchslauf ist – wie wir der Resonanz entnehmen können – ein in der harten Läuferszene bekannter und sehr geschätzter Lauf mit Kultcharakter geworden. Die Fachpresse ist stets dabei und berichtet in der Regel durch eigene Läufer sehr fach- und sachgerecht. Sie hat selbst dem RLT-Lauf das o.a. Prädikat verliehen.

Das freut natürlich den RLT sehr. Hat er sich doch mit diesem Lauf auf eine ganzjährig vorzubereitende Veranstaltung eingelassen. Dies geht allerdings nur mit einem Heer von mittlerweile fast 100 Helfern, die dabei alle äußerst engagiert  sind. Zu einem erheblichen Teil ist dies auch auf die Resonanz von den Läufern zurückzuführen, die immer wieder sehr gerne kommen und sich äußerst dankbar gegenüber den Helfern zeigen. Lob spornt an und lässt die eine oder andere Unbill vergessen.

Die vielen engagierten Helfer des RLT ermöglichen auch die Teilnahme von eigenen Läufern an dem Ultralauf. Dies ist nicht selbstverständlich.

Internationale Prägung 

Der Lauf erfreut sich nationaler und internationaler Anerkennung und Bekanntheit. Er ist Wertungslauf zum 50 km-Cup der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung (künftig DUV-Cup) und zur 50 km-Trophy der IAU. Vom Deutschen Leichtathletik-Verband wird er jährlich als offizieller Volkslauf genehmigt.

2013 eingerechnet haben mittlerweile rund 7000 Ultraläufer und –innen an unserem Lauf teilgenommen. Wie international der Ultralauf dabei geworden ist, zeigt der Anteil von durchschnittlich fast 20 Nationalitäten, die an dem Lauf teilnehmen. 

Die internationale Besetzung zeigt die Siegerliste 2012:

Männer, Platz 1 – 3:
Ein Ukrainer, ein Japaner und ein Belgier

Damen, Platz 1 – 3:
Eine US-Amerikanerin, eine Hessin und eine Schweizerin

Die Siegerliste 2013

Männer, Platz 1 – 3:
Ein Pfälzer, ein Ukrainer und ein Franke

Damen, Platz 1 – 3:
Eine Schweizerin, eine Hessin und eine Schweizerin 

Wenn das nicht international ist – was dann?

Teilnehmerentwicklung, Sieger und Rekordhalter

2012 war bei mildem Wetter der vorläufige Höhepunkt mit 833 Startern und 558 Finishern. Immerhin das 10-fache gegenüber dem Start im Jahr 2000. 

2013 schlug der Winter erst wenige Tage vorher so zu, dass in ganz Deutschland klirrende Kälte, Eis und Schnee herrschten, was viele Läufer davon abhielt, sich auf den Weg nach Rodgau zu machen. Trotzdem – und das zur großen Freude und Überraschung des Veranstalters – stellten sich 735 Läufer aus ganz Deutschland und angrenzenden Ländern dem Kampf gegen den Schnee und die eigene Zielsetzung. Immerhin hielten davon 449  Teilnehmer bis zum Ende durch und finishten die 50 km. 

Besondere Gäste sind beim  RLT, der nie irgendwelche Läufer einkauft, die Freunde aus der Ukraine. Hier hat sich mit dem langjährigen Nationaltrainer Alex Reyer ein persönliches Verhältnis aufgebaut. Der Nationalcoach für die Ultra- und Bergläufer  bringt oft ein neues Talent aus der Ukraine mit, die mit Evgeni Glyva nicht nur einen Doppelsieger sondern auch den aktuellen Streckenrekordhalter stellt. Musste sich   Glyva noch 2011 dem jungen und sehr talentierten Tobias Hegmann aus dem nahen Klein-Ostheim beugen, so kam er 2012 – besser vorbereitet – mit 3:02:31 zum  neuen Strecken-Rekord. Das heißt aber nicht, dass die Läufer aus der Ukraine ein Abonnement auf den Sieg haben. 2008 und 2009 zeigte unser Freund Thomas Dehaut aus der Pfalz mit 2 Siegen in  3:08:23 und 3:08:34, welche Kämpferherzen auch  in deutschen Landen schlagen. 

Überraschungssieger 2013 war ein sympathischer, junger Mann aus Trier, Florian Neuschwander. Er kratzte  trotz der äußerst schwierigen Streckenverhältnisse mit 3:08:47 sehr nahe am Streckenrekord und musste sich dabei mit zwei anderen Spitzenläufern, nämlich Oleksandr Holovyntsky aus der Ukraine und Carsten Stegner aus Amberg einen harten Kampf liefern. Die allgemeine Bewunderung über seine Leistung war ihm sicher. 

Wer erreicht den 3-Stunden-Rekord?

2014 will Florian wiederkommen und einen neuen Streckenrekord angehen. Wir würden uns alle sehr freuen, wenn er wieder startet und sein Vorhaben umsetzen könnte. Die absolute Zielsetzung für einen neuen Streckenrekord liegt bei den Männern bei 3:00:00 Stunden oder weniger. Wir sind alle voller Spannung, wann und von wem diese Höchstleistung erreicht wird. Florian ist einer, der es schaffen kann. Wer mehr über ihn wissen möchte, sollte seine Web-Site aufrufen. Einfach toll, was dieser Bursche leistet.

Ultra-Läuferinnen auf dem Vormarsch

Bei aller Freude über die Leistungen der Männer wollen wir nicht die eisenharten Damen vergessen, die immer wieder beim RLT-Ultramarathon für Überraschungen sorgen.

Beherrschte die ersten Jahre noch locker unsere sehr beliebte Sportfreundin – und mit 3:37:28 bisher ungeschlagene Rekordhalterin – Constanze Wagner vom Online-Laufjounal laufreport.de die Siegerliste des RLT, waren es immer wieder neue, teilweise unbekannte Gesichter, die mit tollen Einsätzen den Lauf gewannen.

So z. B. 2008 Martina Gross aus dem Taunus, die an ihrem Geburtstag ganz locker 3:42:16 Stunden lief und danach keine Zeit mehr für die Siegerehrung hatte, weil zu Hause schon die Geburtstagsgäste warteten.

Unvergessen die grandiose Leistung von der noch sehr jungen Constance Türk, die sich 2009 die zwei letzten Runden tränenüberströmt mit 3:45:29 als überzeugende Siegerin ins Ziel kämpfte.

Weiter zu erwähnen Veronika Ulrich, das national und international bekannte Mittelstreckenass. Sie lief 2010 bei eisglatter Strecke und zunehmendem Schneefall mit 3:49:42 noch deutlich unter 4 Stunden.

Überraschungssiegerinnen waren 2012 die amerikanische Militärärztin Elissa Balles mit 3:41:07 oder 2013 Franziska Etter aus der Schweiz, die sich noch in der letzten Runde ein hartes Finish mit der 9 Runden lang führenden Astrid Staubach (Siegerin 2011) aus dem nahen Vogelsberg lieferte und völlig überraschend mit einem strahlenden Lächeln als Erste einlief. Auf der 2013 sehr schwierigen Altschnee–Strecke verpasste sie mit 4:01:58 nur knapp die 4 Stundenmarke.

Immerhin waren unter den eingangs genannten 7000 Ultraläufern rund 1600 Damen, Tendenz steigend. Der Anteil liegt mittlerweile bei 25 bis 30 %. Sicher wird sich noch eine weitere Steigerung ergeben und auch hier steht die große Frage im Raum: 

Wann gibt es eine neue Rekordhalterin?

Konkurrenz gibt es reichlich, kommen doch viele Damen – genau wie viele Herren – von weit her, um in Rodgau zu laufen. Stammgäste  sind dabei u.a. die Lauffreunde aus der Schweiz, die neben der diesjährigen Siegerin Franziska Etter u.a. mit der sympathischen Gabriele Werthmüller immer auf dem Podest vertreten sind. 

Gabriele Werthmüller gewann übrigens 2013 in überragender Manier die legendären 100 km in Biel ! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit ihr. 

Nicht zu vergessen die Mannschaften:

2013  holte sich die Schweizer Männermannschaft mit einer Glanzzeit von 10:40:20 den Mannschaftsieg und -rekord und löste dabei die bisherige Rekordmannschaft von 2008 von der LG Offenbach (10:47:34) ab.

Bei den Damen ist der Rekord von 2003 mit 12:04:59 der Mannschaft aus der Läuferhochburg Hanau-Rodenbach ungebrochen.

Ultra-Familie

Überhaupt sind es die Stammgäste, die sich neben vielen neuen Gesichtern immer wieder in Rodgau zum Saisonauftakt einfinden und der Veranstaltung  dadurch einen fast familiären Charakter verleihen. Begrüßt werden eh alle sehr herzlich und das zusätzlich während des Laufes durch unsere immer sehr sachkundige Streckensprecherin, Gabi Gründling. 

Organisatorisch werden die einzelnen Phasen der Vorbereitung, des Ablaufes, der Ergebnisse und die wirtschaftlichen Aspekte immer sofort nach jedem Lauf gründlich erörtert. Erkenntnisse zur Verbesserung oder Abstellung von Mängeln sind dabei erwünscht.

Wirtschaftlich gesehen haben sich die Grundkosten für den Lauf in den 14 Jahren vervierfacht. Trotzdem werden wir versuchen, so lange es geht, bei gleichbleibenden Leistungen das Startgeld im bisherigen Rahmen zu halten. Dies hängt in erster Linie von der jeweiligen Beteiligung ab.

Januar 2014 – 15. Lauf: Wiedersehen mit vielen Freunden 

Seit März 2013 laufen schon wieder die Vorbereitungen für den 15. Lauf, auf den wir uns sehr freuen. Wir erwarten, dass wieder eine große Resonanz herrscht und viele bekannte Gesichter erneut dabei sind. Auch wenn der eine oder andere vielleicht nicht in der gewünschten Form sein sollte, würden wir es sehr schätzen, sie oder ihn am Starttag begrüßen zu können. 

Zur besonderen Würdigung aller Läufer, die im Jahre 2000 an unserem ersten Lauf teilnahmen, sind diese für den 15. Lauf mit einem Freistart herzlich eingeladen.

Also dann – in diesem Sinne – auf ein Neues und am 25. Januar 2014 beim 15. Ultramarathon in Rodgau

Euer Wolfgang Junker

– auch im Namen des gesamten Organisations- und Helferteams, gewidmet den Läufern, den Sponsoren, allen Helfern, den Fans und der Fachpresse einschließlich unserer diversen Regionalzeitungen.

Besonderen Dank geht dabei an die uns unterstützenden Vereine: TSV Dudenhofen, Tennisclub Blau-Weiß Dudenhofen, die IGEMO-Dudenhofen und die Stadt Rodgau, die uns in vielfältiger Weise helfen.

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